Das historische Gebäude der Luitpold-Grundschule ist wohl eines der schönsten Schulhäuser in der Stadt Bamberg. Der Erbauer, Prof. Hans Jakob Erlwein, war ein berühmter Bamberger Architekt und hat als damaliger Stadtbaurat das Stadtbild entscheidend mitgeprägt.
Am 7. Juli 2012 feierte die Luitpoldschule ihren 111. Geburtstag. Zu diesem Anlass wurde das Schulhaus in Form einer Festschrift vorgestellt. Um mehr über das Gebäude zu erfahren, können Sie gerne in unserer Festschrift blättern.
Die Turmuhr in der Luitpoldschule - ein bedeutendes Denkmal der Zeit Messtechnik
Die wertvolle Turmuhr der Luitpoldschule wurde laut Signatur am Werkgestell von der * Firma Johann Neher & Söhne aus München gefertigt und zwischen 1899 und 1901 an die Luitpoldschule geliefert; der genaue Zeitpunkt ist nicht bekannt. Die Firma gehörte in den Jahrzehnten um 1900 zu den bedeutendsten Turmuhrherstellern in Süddeutschland.
Die Uhr der Luitpoldschule stammt aus einer Zeit, in der Turmuhrwerke teilweise industriell gefertigt und - je nach gewünschter Ausführung - in Bauserien geordnet wurden. Damit ist jedoch keinesfalls die typische "Fließbandfertigung" gemeint. In Serie gefertigt wurden vor allem die Teile des Werkgestells und die Radrohlinge. Die Feinbearbeitung erfolgte erst beim individuellen Zusammenbau der Uhr. Das bedeutet, dass bei zwei Uhren gleicher Bauserie identische Teile nicht einfach ausgetauscht werden konnten. So gesehen sind diese damals gefertigten Uhren - jede für sich - einzigartig.
Die Uhr der Luitpodschule umfasst drei Werke. In der Mitte befindet sich das Gehwerk, auf der linken Seite des Betrachters das Schlagwerk für die vollen Stunden und auf der rechten Seite das Schlagwerk für die Viertelstunden. Das Gehwerk hat als Hemmung einen Stiftengang, und zwar in der von dem berühmten Münchner Turmuhrmacher Johann Mannhardt eigens entwickelten Version. Bei dieser Erfindung gibt es keinen drehbar gelagerten Anker; die Ankerpaletten sind an der Pendelstange selbst befestigt. Durch diesen "Trick" sind alle negativen Einwirkungen, die z. B. aus Reibungsverlusten in den Lagern des Ankers entstehen können, komplett ausgeschaltet. Außerdem ermöglicht die hier gewählte Version des Stiftenganges sehr kleine Pendelausschläge. (Amplituden). Beides bewirkt eine große Ganggenauigkeit der Uhr.
Als weitere turmuhrspezifische Besonderheit verwirklicht die technische Anlage des Gehwerks dieser Uhr die im 19. Jahrhundert entwickelte Trennung von Gangregelung und Zeigerantrieb.
Bei der Bamberger Uhr der Luitpoldschule kam dabei ein System zur Anwendung, das sonst hauptsächlich von französischen Turmuhrbauern angewendet wurde: Das Steigrad wird dabei von einer Spiralfeder angetrieben, die vom Zeigerlaufwerk jede Minute um jenes Maß wieder aufgezogen wird, um welches dieses zuvor abgelaufen war. Zur Koordination dieses Vorganges besteht zwischen Gangwerk und Zeigerlaufwerk ein komplizierter Auslöse- und Sperrmechanismus.
*Josef Neher war einst Schüler bei Johann Mannhardt. Er machte sich 1862 selbstständig und erarbeitete sich den Titel eines Königlich Bayerischen Hoflieferanten für Turmuhren.
Die ehemalige Turmuhr befand sich in einem desolaten Zustand auf dem Dachboden der Schule. Nach der gelungenen Restaurierung kann diese im Eingangsbereich bewundert werden
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